Magen-Darm-Tag 2024 am 2. November

Volkskrankheiten - Reizmagen und Reizdarm
Was Betroffene über Ursachen, Untersuchungen und Behandlung wissen sollten

Der Volksmund wusste schon immer, dass Magen und Darm sehr sensible Organe sein können. Lange bevor die jüngere Medizin den Reizmagen und den Reizdarm Fachbereich Neurogastroenterologische Erkrankungen zugeordnet hat, fokussierten sich bereits viele Redewendungen auf die Verbindung von Gefühlen mit der Magen- und Darmbefindlichkeit: „Glück wird durch den Magen bewirkt“, „Ist der Magen satt, wird das Herz fröhlich“ oder „Liebe geht durch den Magen“, um nur einige Beispiele zu nennen.

Was der Volksmund so umschreibt, manifestiert sich mittlerweile unter dem Begriff funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen, zu denen auch die Volkskrankheiten Reizmagen und Reizdarm zählen. Die beiden Erkrankungen haben sehr heterogene Krankheitsbilder und zwischen 10 und 20 Prozent der Bevölkerung hierzulande, also etwa 10 Millionen Menschen, leiden an einem Reizmagen oder Reizdarm. Die Betroffenen sind in ihrer Lebensqualität relevant beeinträchtigt. Trotz der hohen Verbreitung und der belastenden Symptome sind diese Erkrankungen noch immer mit vielen Missverständnissen und Stigmata behaftet.

Die Gastro-Liga e. V. richtet am Samstag, 2. November 2024, unter dem Motto „Volkskrankheiten – Reizmagen und Reizdarm“ den Magen-Darm-Tag 2024 aus. Das gesamte Themenspektrum der beiden Volkskrankheiten Reizmagen und Reizdarm wie beispielsweise Vorsorge, Diagnostik, Therapien und Ernährung sowie Entstigmatisierung steht beim aufklärenden Aktionstag im Fokus.

Bundesweit finden rund um diesen Termin dazu Vorträge, Webinare und Telefonaktionen statt und bieten Betroffenen und Interessierten Gelegenheit zur Information. Gastroenterologische Expertinnen und Experten beantworten Fragen rund um die weitverbreiteten Krankheitsbilder Reizmagen und Reizdarm.

Alle Informationen zu den verschiedenen Veranstaltungen finden Sie hier.

Reizmagen und Reizdarm – funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen

Unter dem Begriff funktionelle Magen-Darm-Störungen, zu denen der Reizmagen und der Reizdarm zählen, werden Störungen zusammengefasst, die unterschiedliche organische Ursachen haben und bislang durch bestimmte Symptom-Kombinationen und Ausschlussdiagnosen definiert sind.

Reizmagen und Reizdarm sind Volkskrankheiten mit sehr heterogenen Krankheitsursachen und einer Häufigkeit in der Bevölkerung zwischen 10 und 20 Prozent, also etwa 10 Millionen Menschen. Die Betroffenen sind in ihrer Lebensqualität relevant beeinträchtigt. Häufig vergehen jedoch Jahre, bis die Diagnose Reizdarm oder Reizmagen feststeht.

Die große Unsicherheit während der Phase bis zur Diagnose führt bei den Betroffenen oft dazu, dass sie sich hilflos fühlen – dies kann die Lebensqualität zusätzlich beeinträchtigen. Eine begleitende psychologische Unterstützung kann dabei helfen, die Krankheitssymptome und zudem auch die allgemeine Lebensqualität zu verbessern. Wichtig für den Therapieerfolg sind auch ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis und die Vermittlung der Therapieziele.

Beide Erkrankungen sind dadurch gekennzeichnet, dass häufig zusätzlich Begleiterscheinungen auftreten, die nicht den Bauchraum betreffen. Dies können unter anderem Rücken- und Gelenkschmerzen sowie Kopfschmerzen sein. Betroffene leiden auch häufig unter Depressionen sowie Schlaf- oder Angststörungen. Stress und falsche Ernährung können dazu führen, dass sich die Beschwerden verstärken.

Reizmagen und Reizdarm – Fortschritte in der Ursachen-Entschlüsselung

Eine Vielzahl klinischer Studien konnte belegen, dass Reizmagen und Reizdarm organische Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen sind. Die damit verbundenen Störungen können in der Darmwand selbst, im Gehirn beziehungsweise in den Verbindungen zwischen Darm und Gehirn liegen. Daher werden sie auch als „Darm-Hirn-Achsen Störungen“ („gut brain disorders“) bezeichnet.

Neuerdings werden die Krankheitsbilder Reizmagen und Reizdarm auch den neurogastroenterologischen Erkrankungen zugeordnet, da es mittlerweile erwiesen ist, dass das autonome und das enterische Nervensystem (ENS) bei diesen Störungen eine große Rolle spielen.

 

Reizmagen – Definition, Verbreitung und Prävention

  • Definition – Der Reizmagen, auch funktionelle Dyspepsie genannt, zeichnet sich durch eine Reihe von Symptomen aus, die der Patient im Oberbauch spürt, dem Magen zuordnet und die seine Lebensqualität einschränken.
 
  • Verbreitung – etwa 5-10 Millionen Menschen sind betroffen, unabhängig von Alter und Geschlecht.
 
  • Prävention – Gesunde Ernährung mit ballaststoffreicher Kost und regelmäßige Mahlzeiten. Viele Betroffene vertragen mehrere kleinere Mahlzeiten besser als nur wenige üppige. Stressmanagement: Effektive Methoden zur Stressreduktion und Entspannung. Regelmäßige Bewegung: Fördert die Verdauung und das allgemeine Wohlbefinden.
 

Reizmagen – Ursachen und Symptome

  • Ursachen Stress: Psychischer Stress und Angstzustände können die Symptome verschlimmern. Überempfindlichkeit: Empfindliche Nerven im Magen reagieren übermäßig stark auf Dehnung und Bewegung. Ernährung: Fettreiche und scharfe Speisen sowie unregelmäßige Mahlzeiten tragen zur Symptomatik bei. Eine allgemeine zugrundliegende Magenstörung konnte bisher nicht gefunden werden. Möglicherweise liegen die Ursachen gar nicht im Magen, sondern im Dünndarm. Gestörte Magenbeweglichkeit.
     
  • Symptome – Typisch sind unter anderem Magenschmerzen: Oft oberhalb des Bauchnabels lokalisiert. Völlegefühl: Schnell eintretendes Sättigungsgefühl, auch bei kleinen Mahlzeiten. Übelkeit: Häufig begleitet von Erbrechen. Aufstoßen: Wiederholtes, unangenehmes Aufstoßen. Frühes Sättigungsgefühl: Gefühl des Völlegefühls nach kleinen Mengen an Nahrung. Vegetative Störungen: Entstehen durch eine Reizung des vegetativen Nervensystems. Beispiele für diese Beschwerden sind Herzstechen und -rasen, Kreislaufprobleme oder vermehrtes Schwitzen.

Reizmagen – Ausschlussdiagnose und Therapie

„Erst wenn andere Ursachen für die Beschwerden abgeklärt und ausgeschlossen wurden, sprechen wir von einem Reizmagen – es handelt sich also um eine Ausschlussdiagnose. Deswegen müssen zunächst Untersuchungsmethoden eingesetzt werden, mit denen weitere Magenerkrankungen wie etwa ein Magengeschwür oder die Refluxkrankheit ausgeschlossen werden“, erläutert Prof. Dr. Ahmed Madisch, Vorstandsmitglied der Gastro-Liga und Gastroenterologe am Centrum Gastroenterologie Bethanien in Frankfurt am Main, und weist darauf hin: „Wir kennen auch Fälle, bei denen der Magenkeim Helicobacter pylori ursächlich für die Beschwerden des Patienten war. Wird der Magenkeim diagnostiziert und behandelt, können wir beobachten, dass die Reizmagen-Beschwerden oft deutlich nachlassen – manche Patienten sind nach der Behandlung sogar komplett beschwerdefrei.“

Neben der genannten Helicobacter pylori-Eliminierung zählen unter anderem Protonenpumpenblocker und pflanzliche Therapeutika zu den evidenzbasierten Therapiemöglichkeiten. Bei milden Symptomen können bereits eine Umstellung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten und ein Absetzen unnötiger Medikamente sinnvoll sein. Aufgrund der eingeschränkten Lebensqualität der Betroffenen sind eine konsequente Diagnosesicherung und eine symptomorientierte Therapie – speziell in den beschwerdereichen Intervallen – notwendig.

 

Reizdarmsyndrom – Definition, Verbreitung und Prävention

  • Definition – Das Reizdarmsyndrom (RDS; oder IBS für Irritable Bowel Syndrome) ist eine häufige funktionelle Darmerkrankung ohne klinisch erkennbaren organischen Grund. Das RDS ist meistens durch typische Symptom-Konstellationen, nämlich Bauchschmerzen in Zusammenhang mit dem Stuhlverhalten, gekennzeichnet, die erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Psyche der Betroffenen haben können. Das RDS besteht aus vielen unterschiedlichen Subtypen mit klar definierten Pathophysiologien.
 
  • Betroffene – bis zu 10 Millionen Menschen sind betroffen, oft im jungen bis mittleren Erwachsenenalter.
 
  • Prävention – Gesundes Leben mit körperlicher Aktivität bzw. Sport, Vermeidung von Übergewicht. Adäquate Esskultur und ausgewogene Ernährung: Regelmäßige Mahlzeiten, Vermeidung von blähenden Speisen/Ballaststoffen oder Nahrungstrigger. Stressmanagement: Effektive Methoden zur Stressreduktion und Entspannung. Regelmäßige Bewegung: Fördert die Verdauung und das allgemeine Wohlbefinden.

 

Reizdarmsyndrom – Ursachen und Symptome

  • Ursachen – Die Ursachen sind nicht bei jedem Patienten gleich. Stress: Psychischer Stress und Angstzustände können die Symptome verschlimmern. Überempfindlichkeit: Empfindliche Nerven im Magen reagieren übermäßig stark auf Dehnung und Bewegung. Ernährung: Fettreiche und scharfe Speisen sowie unregelmäßige Mahlzeiten tragen zur Symptomatik bei. Gestörte Darmbeweglichkeit: Der Darm entleert sich langsamer als normal.
     
  • Symptome – Typisch sind unter anderem Bauchschmerzen: Häufig in Verbindung mit Stuhlgang. Blähungen: Vermehrte Gasbildung im Darm. Durchfall und / oder Verstopfung: Wechselnde Stuhlgewohnheiten. Schleim im Stuhl: Ohne Blutbeimengung. Diese Beschwerden können anhaltend sowie immer wiederkehrend und gemeinsam oder abwechselnd auftreten. Häufig ist ein Symptom besonders ausgeprägt und steht im Vordergrund.

Reizdarmsyndrom – nach Ausschlussdiagnostik gut therapierbar

„Das Reizdarmsyndrom ist noch immer eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass andere organische Erkrankungen mit verschiedenen Untersuchungsmethoden, beispielsweise einer Ultraschalluntersuchung, einer gynäkologischen Untersuchung oder einer Darmspiegelung ausgeschlossen werden müssen, da zum Beispiel der Eierstockkrebs beziehungsweise das Dickdarmkarzinom vergleichbare Beschwerden verursachen können“, erläutert Prof. Thomas Frieling, Direktor der Medizinischen Klinik II des Helios Klinikums Krefeld und Vorstandsmitglied der Gastro-Liga, und ergänzt: „Auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Divertikel, Gallensteine und Magenerkrankungen, wie unter anderem Magenschleimhautentzündungen, müssen ausgeschlossen werden. Wir kennen auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die ursächlich für Verdauungsstörungen und Schmerzen sein können. Es gibt Tests, die zum Beispiel eine Laktose -, Fruktose- oder Sorbit-Unverträglichkeit oder sogar eine immunologisch vermittelte Nahrungsreaktion erkennen.“ Nach Ausschluss anderer relevanter Erkrankungen sollte das Reizdarmsyndrom positiv als Diagnose benannt werden.

Das RDS verläuft meistens chronisch und ist nicht heilbar – jedoch gut therapierbar. Die aktuelle S3-Leitlinie fasst den derzeitigen Wissensstand zur Diagnostik und Behandlung des Reizdarmsyndroms zusammen. Neben einer angepassten Ernährung, die einen wichtigen, symptomunabhängigen Therapiebaustein darstellt, profitieren viele Betroffene von psychotherapeutischen Verfahren. Auch Probiotika zur Modulation des Darm-Mikrobioms sind eine Behandlungsoption.

Die Gastro-Liga stellt die beiden Volkskrankheiten Reizmagen und Reizdarm in den Fokus des diesjährigen Magen-Darm-Tages, um mit verlässlichen und allgemein verständlichen Informationen die Bevölkerung über Vorsorge, Diagnostik, Therapien und Ernährung aufzuklären. Gleichzeitig ist die Entstigmatisierung dieser weitverbreiteten Krankheitsbilder eines der Ziele des Magen-Darm-Tages 2024.

Alle Informationen zu den Veranstaltungen, den Webinaren und den Telefon-Hotlines finden Sie hier.

Viele Informationen zu Funktionen und Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes finden Sie auch in den Ratgebern für Patienten, die in Zusammenarbeit mit Fachärzten von der Gastro-Liga herausgegeben werden: www.gastro-liga.de/ratgeber/

Magen-Darm-Tag 2024

Mit freundlicher Unterstützung von

  • Immundiagnostik AG
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Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e.V.

Friedrich-List-Straße 13
D-35398 Gießen

Telefon: +49 (0)641 97 48-10
Telefax: +49 (0)641 97 48-118
E-Mail: geschaeftsstelle(at)gastro-liga.de

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